Eine deutsche Familie, ein großer Roman

Die Schönwalds – BRD-Bürgerlichkeit, drei Kinder: Chris ist Linguistik-Professor in den USA, verliert seine Stelle und wechselt ins Trump-Lager; Karolin eröffnet in Berlin den queeren Buchladen "They/Them" und kriegt ein Nazi-Geld-Problem aufgedrückt; Benni hat sehr reich geheiratet und macht sein Ding auf dem Lande. Aber er will auch die Familie zusammenhalten.

In deren Zentrum: die Mutter, die Karriere machen wollte, verzichtete, aber eine geahnte, aber beschwiegene Affäre pflegte.

Schönwald ist ein Roman über die Not der Notlosigkeit im Deutschland unserer Tage: Was, wenn alles erlaubt ist, aber nichts wirklich wichtig? Was, wenn ein Firniß über dem seelischen, biographischen, politischen Durcheinander liegt – und brüchig wird?

Kositza empfiehlt Schönwald. Der Autor, Philipp Oehmke, behauptet, er habe keinen politischen Roman geschrieben. Aber das ist eine Schutzbehauptung. Natürlich hat er, und was für einen!

Schönwald, gebunden mit Schutzumschlag, 544 Seiten – hier bestellen.

Knipp: Die Erfindung der Eleganz – 25 €

Was heute als Höflichkeit oder gute Manieren gilt, geht auf die Salons um 1700 zurück. Denn dort plauderte und flirtete nicht nur der Adel, sondern bald auch das Bürgertum. Und so entstanden viele Umgangsformen und Konventionen, die uns heute selbstverständlich erscheinen.

Was ist Höflichkeit? Wie lässig darf man sich geben? Wie begegnen sich Mann und Frau? Was sagt man, wenn man einander nichts zu sagen hat? Und wie läßt sich ein Mensch am besten beeinflussen?

Silke Schröder hält im Trio ein engagiertes Plädoyer für Umgangsformen und Eleganz – und gegen die Kim-Kardashianisierung der Welt.

Die Erfindung der Eleganz, gebunden, 300 Seiten – hier bestellen.

Roberto Donetta war fliegender Samenhändler im Bleniotal, als er die Fotografie entdeckte und sie zu seinem Zusatzverdienst machte.

Er hatte eine Familie zu ernähren und zog mit Samenkiste, Stativ und Kamera durch das ganze Tal. Die Leute wollten Fotos, und der Autodidakt setzte die Menschen im Tessin, ihren Alltag, ihre Feste, die Dörfer und die Landschaft hundertfach in Szene.

Für die über 5000 Negative Donettas interessierte sich niemand, bis ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod der Schatz gehoben wurde.

Auf Grundlage von Donettas Notizen erzählt Mario Casella das Leben eines Künstlers und tief verzweifelten Menschen, der sogar um den Preis seiner Familie einen eigenen Ausdruck finden wollte.

Susanne Dagen empfiehlt!

Der Wanderfotograf, gebunden, 224 Seiten – hier bestellen.

Steffen Kopetzky: Damenopfer – 26 €

Moskau 1923. Larissa Reissner hat als sowjetische Gesandte in Kabul strategische Pläne entdeckt, die das Britische Empire stürzen könnten.

In Berlin, wo man an Revanche denkt, sucht sie nach dem Verfasser, einem Deutschen namens Niedermayer. Sie will mit ihm zusammen ein geheimes Bündnis zwischen der Sowjetunion und dem deutschen Militär vermitteln – die Schwarze Reichswehr wird in Rußland üben.

Steffen Kopetzky – wir kennen ihn alle von seinem großen Roman Propaganda her – fängt eine fiebrige Epoche hinter den Kulissen und in kurzen Kapiteln dicht und plastisch ein. Ich habe sein neues Buch in der aktuellen Sezession besprochen und empfehle es unbedingt!

Damenopfer, gebunden, 426 Seiten – hier bestellen.