Antaios-Rundbrief 9/2025
Montag, 24. III.
Liebe Leser,
die Influencerin Charlotte Corday war zu Gast im Literarischen Trio bei Susanne Dagen und Ellen Kositza. Sie ist Spezialistin für den weiblichen Blick auf die Dinge, also auch auf die Literatur.
Kositza und Dagen sehen da manches, vieles anders - woran auch immer das liegen mag. Jedenfalls: Allein dieser Umstand sorgte für Spannung. Hier ist der Mitschnitt des Trios.
Unten die besprochene Literatur. Ich habe außerdem eine starke Arbeit hinzugefügt, in der Arnold Gehlen die Hauptrolle spielt. Ein Männerthema also ...
Gruß an Männlein und Weiblein, Ihr Götz Kubitschek
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Kositza empfiehlt, Dagen steigt ein, Corday ist wenig begeistert:
Wer M.C. Escher mag, sollte zu diesem Roman greifen. Escher: Das sind diese Bilder, auf denen Treppen immer nach oben führen und dennoch einen Rundlauf bilden, zwei Hände die jeweils andere Hand malen, und Leitern so in Häusern stehen, wie es niemals möglich wäre.
Haas macht diese optische Täuschung zum Bauprinzip seines Romans: Zwei Hauptfiguren lesen Bücher, in denen das Leben des jeweils anderen beschrieben wird. Natürlich laufen die Handlungsstränge aufeinander zu, und natürlich heißt eine der Personen Escher.
Das ist kunstvoll, der Einfall ist witzig, seine Grundlage philosophisch. Ich ließ mir den Roman von meinem Sohn vorlesen, auf einer langen, nächtlichen Autofahrt: stark, wirklich!
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Stegemann: Was vom Glauben bleibt – 25 €
Corday stellt skeptisch vor, Kositza lobt, Dagen sekundiert.
Bernd Stegemann ist Dramaturg an der Volksbühne in Berlin und lehrt an einer Universität. Er ist ganz links beheimatet und war enger Vertrauter Sahra Wagenknechts.
Es ist von dieser Lebensposition her erstaunlich, daß Stegemann sich auf eine keinerlei abschätzige Art mit den Resten des Glaubens befaßt und das Diktum Carl Schmitts dekliniert, wonach alle bedeutsamen politischen Begriffe gefallene religiöse Begriffe seien.
Kurzum: ein kluges, bedächtiges, sehr klares Buch, in dem auch die Frage verhandelt wird, wie ohne Unhinterfragtes gut gelebt werden könne.
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Jügler: Maifliegenzeit – 22 €
Dagen ist berührt, Kositza hingerissen, Corday vermißt den weiblichen Blick.
Ein schmaler, aber gewichtiger Roman: Der aus Halle stammende Matthias Jügler hat eine schockierende Geschichte über den vorgetäuschten Kindstod in der DDR und die Freigabe der Säuglinge zur Adoption geschrieben.
Sein Roman basiert auf Tatsachen, ist aber ganz und gar ein Roman. Jügler verknüpft die Suche nach der verborgenen Wahrheit mit Metaphern aus der Welt des Angelns: untergründig, geduldig, trüb, ein Ruck, am Haken ...
Dagen und Kositza sind sich einig: ein Ost-Roman, ein Ost-Ton. Ich mochte das Buch auch deswegen, weil es an der Unstrut spielt - nicht weit von Schnellroda.
Maifliegenzeit – hier bestellen.
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Wagner: Abenteuer der Moderne – 28 €
Die großen Jahre der Soziologie 1949-1969
Der Publizist Thomas Wagner ist ein kluger, gebildeter Linker. Ich habe sein neues Buch sehr gern gelesen und weiß nun viel mehr, obwohl ich mich mit Gehlen und den Debatten um ihn schon zuvor auskannte.
Gehlen stand wirklich im Zentrum der Forschung, und nicht nur Adorno las dessen Anthropologie und Institutionenlehre mit Zustimmung. Der Ost-Kommunist Wolfgang Harich versuchte sogar, Gehlen in der DDR zu vermitteln und ihn marxistisch weiterzudenken.
Ich habe das Buch für die kommende Ausgabe der Sezession rezensiert. Mein Fazit: Wie frei waren damals noch das Denken und der Austausch!
Ein fundiertes, gründliches Buch - deutliche Empfehlung!
Abenteuer der Moderne – hier bestellen.
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